Wer ist der Mensch hinter dem Vorhang, frage ich. Du siehst mich wieder mit diesem Blick an. Wenn ich meine Gedichte rezitiere. Aha, sagst du, schlägst die Beine übereinander, die Arme ineinander, sodass sich die Brust zu einem unförmigen Berg auftürmt. Das orange Licht, die Wärme des Kaminfeuers liegt auf deiner rechten Wange. Meine Finger sind kalt.
Ich stehe auf und ziehe den Vorhang zur Seite. Wer versteckt sich hinter dem Vorhang, frage ich. Du siehst mich unverwandt an. Deine Halskette bebt bei jedem Atemzug. Ich reiße das Fenster auf, starre in die vernebelte Dunkelheit. Der Kamin knistert, ich höre den gleichmäßigen Luftstrom durch deine Brust.
Ich steige aus dem Fenster und ziehe den Vorhang hinter mir zu. Aha, sagst du, als du die Haustür öffnest, noch bevor ich die Klingel betätigen kann.
Liebe Berni di Brezel!
Man meint, da blickt jemand in den Spiegel bzw. blickt in sein Inneres, bevor das Ich aus dem Fenster steigt und die Haustüre vom Selbst wieder geöffnet wird! 🙂
Sehr schön geschrieben!
Herzliche Grüße zum Riesenrad
Mallybeau
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Ein innerer häuslicher Konflikt über die hässlichen Vorhänge also? Freut mich, dass Sie dem Text diese schönen Gedanken entnehmen konnten, liebe Mallybeau.
Herzliche Grüße aus dem Wartungsraum der Achterbahn, Berni
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Ich denke, es lässt sich sehr viel in diese Kurzgeschichte interpretieren. Das finde ich gerade das Spannende daran, wenn viel Raum für Fantasie gegeben ist! 🙂
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Das freut mich umso mehr! Danke!
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