Heimweh

Ich habe geweint. Als ich durch die Straßen meiner neuen Nachbarschaft streifte, mit den liebevoll bepflanzten und gestalteten Vorgärten, und mir all die Leben und Geschichten hinter den bespitzten Vorhängen, bunten Girlanden und Fensterbrettorchideen vorstellte, brannte mir das gesamte Gesicht. Ich lief vorbei an den Hand-in-Hand-Sonntagsschlendern, den Hundeleinenschwingern, Ausflugsradlern, ballspielenden Kindern, den Tortenbalancierern am Gartentor zum gedeckten, luftballonumwirbelten Terrassentisch. Bittersüßes Heimweh bebte unter meiner Fassade, vermischt mit einem überwältigenden Glücksgefühl. Denn das hier ist mein neues Zuhause.

Eine unerträgliche Melancholie überfiel mich, ungläubig stand ich auf den schmalen Holzbrücken und schaute auf die überwucherten Bachläufe zwischen den Häusern, drehte mich unter dem mich umfließenden Dach der Weiden. Mir war, als zwinkerten mir die Gartenzwerge zu, die schweren blühenden Köpfe der Blumenranken verneigten sich über den Zäunen.

Und als der Regen einsetzte, ließ ich ihn mein Gemüt abkühlen, die Sehnsuchtstränen regnen, die unter meiner Haut pochten. Ich schlug mich von der Windfangromantik und dem Wintergartenblues über die dampfenden Parkplätze zurück zu meiner Wohnung in den nicht weniger charmanten Mehrparteienhäusern. Jetzt erst begriff ich es. Es ist verdammt nochmal zum Greifen nah.  

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